Freitag, 1. Juli 2011

Johanna Schließer - A World full of Shame and Regret

Noch leicht verkatert nach der großartigen gestrigen Aufführung von Nico Bachofners "Rope-a-Dope" mit dem abgefahrenen Three-Piece-Suite-Man in einer Hauptrolle, kommt zu früher Stunde an diesem ersten Juli-Tag der nächste organisierte Unsinn der Kumpanen bzw. Kumpanin Johanna Schließer. Denn die war nicht nur unlängst in Irland und hat großartige Bilder mitgebracht für die man sich nicht schämen sollte, sondern auch ein kleines Stück spontane Prosa verfasst, das ihren sehr überschaubaren Output in allen Maßen rechtfertigt.

Also sind wir getreu des Mottos "In a world full of Shame and Regret, do something to be proud of" außerordentlich stolz, euch anbei ihren neusten literarischen Erguss zu präsentieren. Here we go:



A World full of Shame and Regret

Hätte ich Freunde, die einen kleinen Verlag Kreativer Kumpanei hätten, würde ich diese Geschichte umgehendst in Bild und Reim umsetzen und als Struwwelpeter 2.0 unters Volk bringen. Es wurden keine Daumen abgeschnitten oder Gören gemahlen, diese Geschichte ist von einer Moral, die dir nur das Leben selbst bietet. Sie vereint alles, was unsere Eltern uns je beigebracht haben.

Hochmut kommt vor dem Fall. Mama, ja! Pass auf deine Sachen auf, verbrenn kein Geld, wer schön sein will, muss leiden, der ganze Kram. Du hattest recht, Mami, du hattest vollkommen recht.

Diese Geschichte ist Instant-Erziehung, eine Keule auf dem Hinterkopf des Schluris, eine Peitsche im Gesicht der Bankerts.

Es geschah an einem frühen Morgen bevor der Sonnenaufgang die Menschen aus den Dönerläden und vom harten Pflaster des wochenendlichen Spaßes zurück in ihre Grotten getrieben hatte. Vor einem dieser Läden, die dir nachts wie der sanfte Schoß deines Herrn und Erlösers selbst vorkommen und dir mit irgendwas in Knoblauchsoße zum Abschluss der Nacht das verschließen, was von deinem Magen noch übrig ist und morgens wirst du dann noch vor deinen dumpfen Kopfschmerzen von deinem Atem des Todes geweckt. Ja, vor einem dieser Läden spielte sich etwa folgendes ab:

Es begann mit einem achtlosen Jungen und es ging weiter mit einem Mädchen, dass ihren Kopf nicht mehr aufrecht genug halten konnte um ihren Blick mehr als 45 Grad vom Boden zu heben und da unten einen Geldbeutel fand. Ein Ausweis im Beutelinneren zeigte das Gesicht und die blonde, kugelige Kraushaarfrisur des Jungen, der wenige Momente später ebenfalls ihr Blickfeld kreuzte, weiter oben jedoch. Vielleicht war er aber auch sehr klein oder kroch, vielleicht sind diese Details aber auch vollkommen unbedeutend im Vergleich zu dem, was dann geschah. Der Junge war wohl so erfreut, als das Mädchen ihm sagte, dies sei sein Glückstag, dass er mirnichtsdirnichts im Fegefeuer seiner eigenen Eitelkeit aufloderte und selbiges mit einem kleineren Geldschein aus seinem Geldbeutel tat um sich 'ne Zigarette anzuzünden. Das Mädchen beschrieb es mir ungefähr so: „Plötzlich erhellte ein Leuchten die dunkle Nacht.“ An seinem Glückstage brannte dem Jungen knisternd der halbe Afro ab und dann ging er nach Hause.

Was übrig blieb, war dieser spezielle Geruch von verbranntem Haar in der Luft und ein Mädchen, das vor Lachen kniete.

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